[M]einen Brief vom 19. d. M. werdet Ihr wohl erhalten haben, woraus Ihr ersehen habt, daß ich das Gefecht der Düppeler Schanzen mit Gottes Hülfe überstanden habe. Aber wenn ich dieses Euch so wollte beschreiben wie es hergegangen ist, so muß Euch die Haut schaudern und man kann es nicht begreifen wie man so glücklich daraus kommt aus dem dichten Kugelregen.
Fritz Günther an seine Eltern, 22. April 1864
Das klingt fast wie ein Feldpostbrief aus dem Ersten Weltkrieg zu Kugelhagel und maschinellem Dauerbeschuss. Fritz Günther jedoch war in der preußischen Armee und nahm an der Schlacht bei Düppel bzw. an der Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg teil.
In deinem Geschichtsunterricht mit Feldpostbriefen und einem biografischen Zugang historische Inhalte zu erschließen ist nicht nur lernwirksam und lernförderlich!
Wie fühlt es sich z. B. an, wenn du deine Schülerinnen und Schüler ihre eigene Schulbuchseite mit bislang nicht editierten Feldpostbriefen gestalten lässt? Es macht einen Unterschied zur Lektüre, Analyse und Interpretation bereits im Geschichts-Schulbuch abgedruckter Briefe! Plane es einfach einmal ein und du wirst sehen: Nicht nur dir, auch deinen Schülerinnen und Schülern wird es gefallen! Und sie werden auch noch viel dabei gelernt haben!
Wie das? Heute geht es um Archivarbeit – genau genommen: um Online-Archivarbeit. Ich stelle dir das Online-Archiv der Museumsstiftung Post und Telekommunikation vor, das Feldpostbriefe aus dem 19. und 20. Jahrhundert für uns bereitstellt – ein Repertoire an Quellen, das nur darauf wartet, von dir und deinen Schülerinnen und Schülern ausgeschöpft zu werden. Es gibt so manch‘ interessante Entdeckung zu machen!
Fritz Günther übrigens hatte Glück. Er überlebte die Schlacht an den Düppeler Schanzen, die den Deutsch-Dänischen Krieg, der auch als einer der drei Einigungskriege gilt, entschied. Monate später, am 7. Dezember 1864, zog er mit seinem Korps in Berlin ein, wo es von König Friedrich Wilhelm IV. feierlich aufgelöst wurde (vgl. Museumsstiftung Post: o. J.).
Unterrichtsmaterial in einem Online-Archiv
Eine methodische Anregung zum Umgang mit dem Brief von Fritz Günther, auch ein konkretes Unterrichtsbeispiel zu Feldpostbriefen aus dem Ersten Weltkrieg gebe ich dir zusammen mit einem Arbeitsblatt-Set zum Download und zur Verwendung in deinem Geschichtsunterricht in meiner Akademie | Geschichte 21. In diesem Blogartikel werde ich dir daher vorrangig das Online-Archiv vorstellen und dir methodische Anregungen zum Umgang mit Feldpostbriefen geben.
Hier zunächst steckbriefartig die „Basics“ zum Online-Archiv:
Titel: Die Briefsammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Herausgeber: Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Quellengattung: Briefe (u. a. Feldpostbriefe)
Webauftritt: Link zur Quellensammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Zugang: frei
Wer gibt die Feldpostbriefe heraus?
Die Stiftung hat ca. 120.000 Briefe archiviert, von denen ca. 3.000 online in dem Archiv zugänglich sind. Die Stiftung ist anlässlich der bundesdeutschen Postreform 1995 gegründet worden.
Die Sammlungsgeschichte jedoch ist weitaus älter. Die Sammlungen der Stiftung gehen zurück bis zur Gründung des Reichspostmuseums in Berlin (1872), eines der ersten Museen für Technikgeschichte, noch vor der Gründung des Deutschen Museums in München (1925).
Zunächst wurden hauptsächlich gegenständliche Quellen zur Geschichte der menschlichen Kommunikation gesammelt. Erste Feldpostbriefe aus den Sammlungen des Reichspostmuseums jedoch stammen bereits aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, einige aus dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864).
Heute beherbergt die Stiftung das Museum für Kommunikation Berlin, das Museum für Kommunikation Frankfurt, das Museum für Kommunikation Nürnberg sowie die Sammlungen und das Archiv für Philatelie.
Zielsetzungen und Inhalte des Online-Archivs
Ziel der Museumsstiftung Post und Telekommunikation ist die Darstellung der Geschichte der menschlichen Kommunikation. Schwerpunkte der Sammlungen liegen daher sowohl im schriftlichen Bereich (z. B. Feldpostbriefe) als auch im Bereich gegenständlicher Quellen, d. h. technischer Geräte zur Erleichterung menschlicher Kommunikation.
Inhaltlich interessant für unseren Geschichtsunterricht sind bezüglich der schriftlichen Quellen vor allem die Online-Sammlungen zu Feldpostbriefen (18. bis 20. Jahrhundert), zur Kommunikation von Kriegsgefangenen sowie zur brieflichen Kommunikation zwischen BRD- und DDR-Bürgerinnen und -Bürgern.
Eine Suchmaske erleichtert die Suche nach Themen, Geographie sowie nach Briefkonvoluten, d. h. nach Bündeln von Briefwechseln. Über die Verfasserinnen und Verfasser der Briefe informieren kurze biografische Skizzen. Die Briefe werden sowohl in der Transkription als auch als Digitalisate präsentiert.
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Hinweise und Anregungen für deinen Unterricht
Während die militärinterne dienstliche Kommunikation, für die die Feldpost ursprünglich eingerichtet war, wohl eher nicht für unseren Geschichtsunterricht relevant ist, so sind es doch die privaten Nachrichten. Denn sie geben den Akteuren, hier Soldaten, „ein Gesicht“ bzw. eine Stimme.
Didaktische Anregungen zu Feldpostbriefen
Inwiefern kann die Thematisierung von Feldpostbriefen didaktische Relevanz erfahren? Hier ein paar Hinweise:
- Perspektivität: Die Briefe geben dem Krieg und Kriegsgeschehen ein „Gesicht“ bzw. den Akteuren eine Stimme, die z. B. der Kriegspropaganda gegenübergestellt werden kann.
- Kontextualisierung: Da bis auf die biografischen Skizzen zu den Verfassern der Feldpostbriefe nur wenig bekannt ist, eignen sie sich insbesondere als Übung zur Kontextualisierung: „Fortwährend löst sich ein Blatt aus der Rolle der Zeit, fällt heraus, flattert fort – und flattert plötzlich wieder zurück, dem Menschen in den Schoß.“ (Nietzsche 1873: 7) – Der Feldpostbrief, der hier als „Blatt aus der Rolle der Zeit“ bei den Schülerinnen und Schülern ankommt, ist zwar verständlich, aber nicht weiter kontextualisiert. Er eignet sich daher besonders, um eine Übung zur Kontextualisierung historischer Quellen von den Schülerinnen und Schülern vornehmen zu lassen. Ein Beispiel dafür gebe ich dir unten.
- Alteritätserfahrung: Mittels einer Interpretation von Feldpostbriefen aus dem Ersten Weltkrieg lassen sich Aspekte des Alltags der Soldaten erfahrbar machen. Vieles war anders als in der Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler. Die Briefe verknüpfen persönliche Schilderungen des modernen Vernichtungskrieges mit der Biographie und den Erfahrungen einer konkreten Person, so dass Empathie gefördert wird und letztlich Friedenserziehung einfacher wird als durch die Lektüre eines Darstellungstextes.
- Lokalbezug: Je nach Schulstandort lassen sich mittels der Briefe auch Lokalbezüge herstellen. Vielleicht findest du in den Briefen bzw. Briefkonvoluten Feldpostbriefe von Verfassern oder Verfasserinnen aus deiner Region.
Tipps zur methodischen Arbeit mit den digitalisierten Quellen
Sicher hast du schon mit Feldpostbriefen in deinem Geschichtsunterricht gearbeitet, hier jedoch noch zwei, drei methodische Anregungen, die du auch auf andere Feldpostbriefe bzw. Briefkonvolute anwenden kannst:
- Eine Schulbuchseite verfassen: Lass deine Schülerinnen und Schüler eine Schulbuchseite zur Vertiefung gestalten – mit einem Feldpostbrief bzw. Auszügen von Briefen als Quelle(n) sowie einem einleitenden und kontextualisierenden Darstellungstext.
- Eine Biographie erstellen: Die Schülerinnen und Schüler erstellen eine Biographie zum Verfasser oder zur Verfasserin des Briefes, z. B. mittels einer kartografischen Darstellung. Damit verknüpft sind die Ziele, sich die geografischen Verhältnisse und ggf. Truppenbewegungen vor Augen zu führen sowie zu erkennen, dass historisches Wissen bisweilen nur bruchstückhaft vorliegt und Biographien während des Krieges nicht komplett rekonstruierbar sind. Denn das Leben und die Kriegserfahrungen vieler Soldaten lassen sich nur anhand der Briefe und ggf. weiterer biografischer Angaben auf der Seite der Museumsstiftung rekonstruieren.
- Eine (Online-)Ausstellung konzipieren und gestalten: Hierzu gebe ich dir eine konkrete Anregung zu Feldpostbriefen aus dem Ersten Weltkrieg in der Akademie | Geschichte 21. Schau einmal hinein, probiere es aus und gib Rückmeldung zu deinen Unterrichtserfahrungen im Forum | Geschichte 21! Übrigens gebe ich dir in meinem Blogartikel zu Padlet im Geschichtsunterricht eine Anregung, wie du kartographische Darstellungen von deinen Schülerinnen und Schülern erstellen lässt. Sicher interessant für eine Darstellung zu Feldpostbriefen!
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Autor: Utz Klöppelt
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Mein geballtes Wissen und meine gesamte Expertise stelle ich dir in meinen beliebten Fortbildungen, Kursen, Workshops, einem plattform-internen Podcast und Webinaraufzeichnungen in meiner Akademie | Geschichte 21, dem Online-Portal für den Geschichtsunterricht, zur Verfügung! Du kannst die Themen deiner Wahl dort auf Abruf vertiefen!
Dort findest du auch Unterrichtsmaterial zum Download für deinen Geschichtsunterricht.
Abseits von Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht findest du mich u. a. beim Sport (Rudern, Stand-up-Paddling und Basketball) sowie beim Lesen von vorwiegend amerikanischer Literatur!
Literatur
- Günther, Fritz (1864). Fritz Günther an seine Eltern am 22.4.1864, hg. von der Museumsstiftung Post und Telekommunikation (o. J.). Feldpost aus dem 18. und 19. Jahrhundert, URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-19tes-jh/brief.html?action=detail&what=letter&id=2222 (Zuletzt aufgerufen: 28.5.2024).
- Museumsstiftung Post und Telekommunikation (o. J.). „Biographische Skizze: Geschichte dieses Konvoluts. Fritz Günther – 3 Briefe – April bis Juni 1864“, URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-19tes-jh/konvolut_skizze.html?action=detail&what=letter&id=2222 (Zuletzt aufgerufen: 28.5.2024).
- Nietzsche, Friedrich (1873 (1998)). Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Stuttgart: Reclam Verlag.
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