Vielfalt und Variation in der Einstiegsphase deines Geschichtsunterrichts werden deine Schülerinnen und Schüler erfreuen – zumindest ein klein wenig mehr motivieren, als wenn du das Thema der Stunde nennst und, fast ohne weitere Umschweife, die kopierten Quellen auf den Tischen mit dem Arbeitsauftrag für die nächsten 15 Minuten verteilst.
Wie können wir bspw. mit Variation von Quellengattungen mehr Motivation in unsere Einstiegsphase bringen?
In dieser Podcastfolge bzw. diesem Blogartikel zur Folge geht es um den Umgang mit gegenständlichen Quellen im Geschichtsunterricht:
- Mit einem Tipp zu einem animierenden Einstieg mit gegenständlichen Quellen!
- Im zweiten Teil stelle ich dir eine WebApp mit digitalisierten Objekten, zumeist gegenständlichen Quellen, vor, die du bspw. zum Einstieg in eine Unterrichtsreihe zum Holocaust einsetzen kannst.
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Wie du gegenständliche Quellen im Geschichtsunterricht einsetzen kannst
Die erste „5-Minuten-Anregung“ dieser Podcastfolge geht auf eine Erfahrung zurück, die ich in Osnabrück am Kulturgeschichtlichen Museum mit dem dortigen Kurator für Stadt- und Kulturgeschichte Thorsten Heese machen durfte.
Thorsten Heese kennst du vielleicht auch von seiner Publikation Vergangenheit „begreifen“. Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht (2007).
Ratespiel mit einer gegenständlichen Quelle
Thorsten Heese hatte in einer Gruppe von Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern den Einstieg in eine Tour durch die Sammlung des Museums mit einer gegenständlichen Quelle gestaltet.
Sie stand jedoch nicht wie üblich in einer Vitrine, sondern war in einem Stoffbeutel verborgen, so dass wir sie zwar nicht sehen, aber fühlen, „begreifen“ und das Gewicht spüren konnten. Wir sollten erraten, was sich wohl in dem Beutel befindet.
Mehr Motivation im Einstieg deiner Geschichtsstunde
Diese Idee ist ich auch im Geschichtsunterricht implementierbar! Ich weiß nicht, wie du vorgehst, doch ich habe aus der Familiengeschichte einige Gegenstände bzw. Quellen aufbewahrt, die ich für den Einsatz im Geschichtsunterricht als relevant erachte.
Ich kann dir hier zwar keinen Beutel mit der besagten gegenständlichen Quelle aus diesem, meinem privaten Familienarchiv in die Hand drücken, damit du sie mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst, doch es sei nur so viel gesagt: Du wirst überrascht sein, wie schwer der Beutel ist. Wenn du die Quelle ertastest, wirst du merken, dass sie länglich ist, gerundet mit einem Durchmesser von ca. 10 Zentimetern. An einer Seite kannst du eine Öffnung ertasten. Am unteren Rand kannst du spüren, wie sie rundherum leicht geriffelt ist. Wenn du dagegen klopfst, hörst du einen leicht metallischen Klang, fast wie bei einer Glocke, jedoch dumpf und von kurzer Dauer.
Und? Hast du eine Ahnung, worum es sich mit dem Gegenstand handeln könnte?
Lass es mich kurz machen: Es ist eine schwere, leere und nachträglich bemalte Geschosshülse, die mein Großvater (Jahrgang 1889) aus dem Ersten Weltkrieg mit nach Hause brachte – du siehst sie auch in meinem Blogartikel zum Thema Einstiege in ein neues Schuljahr bzw. Schulhalbjahr abgebildet. Dort findest du einen weiteren Tipp zum Einsatz von gegenständlichen Quellen – für den Anfangsunterricht Geschichte. Oder schau kurz (46 Sekunden) in dieses Video zur Frage, wie du die Begeisterung im Anfangsunterricht Geschichte schüren kannst:
Kommen wir nun aber zurück zur leeren Geschosshülse: Da sie oben offen ist, diente sie auf der Fensterbank der Wohnung meiner Großeltern hin und wieder auch als Blumenvase.
Du kannst dir vorstellen, dass sie sich für den ein oder anderen Einstiegstypus in eine Reihe zum Ersten Weltkrieg oder zum Versailler Vertrag eignet.
Ich verwende sie zu diesem Zweck wie Heese (sh. oben) zumeist wie folgt:
- Ich verberge sie in einem Stoffbeutel, lasse sie von den Schülerinnen und Schülern „begreifen“, d. h. ertasten, das Gewicht spüren – zumeist jedoch aus Zeitgründen nicht von allen Schülerinnen und Schülern der Lerngruppe.
- Die Schülerinnen und Schüler raten nun, um was für einen Gegenstand es sich handeln könnte. Auf „Geschosshülse“ kommen die wenigsten, selbst wenn der unterrichtliche Reihenkontext (Erster Weltkrieg) bekannt ist.
- Um die Besonderheit des Umgangs mit dieser gegenständlichen Quelle hervorzuheben, bringe ich auch Handschuhe mit, die Archivarinnen und Archivare für Museumsobjekte verwenden (du bekommst sie für kleines Geld im Handel). Du kannst die Handschuhe auch einer Schülerin oder einem Schüler geben, damit sie bzw. er die Quelle aus der Tasche fischt.
- Das Geheimnis wird damit nun also „gelüftet“, indem der Gegenstand der Lerngruppe präsentiert wird.
- Im Anschluss wird weiter mit der Quelle gearbeitet um eine historische Leitfrage oder Problemstellung für die Stunde zu entwickeln.
Ein kleines Beispiel zwar – doch mit großer Wirkung aus meiner Erfahrung!
Variatio delectat!
Nicht nur die Variation des Einstiegs und der Quellengattung in ihrem Fach Geschichte erfreut die Schülerinnen und Schüler! Sie rückt Geschichte bzw. Vergangenheit darüber hinaus näher an die Gegenwart heran, Geschichte wird im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbarer“, da gegenständliche Quellen per definitionem immer mit historischen Akteurinnen und Akteuren und ihrer persönlichen Geschichte verbunden sind.
In einer Variante dieses Einstiegstyps schließe ich bisweilen eine kurze „Phantasiereise“ an und erzähle etwas zur Geschichte meines Großvaters …
Probiere das „Ratespiel“ mit gegenständlichen Quellen einmal aus – deine Schülerinnen und Schüler wird es sicher interessieren und motivieren!
Soweit zur ersten Mini-Anregung zum Umgang mit schriftlichen Quellen – hier mit dem Einsatz in der Einstiegsphase. Was hältst du davon? Hast du schon einmal Erfahrungen mit gegenständlichen Quellen im Einstieg gemacht? Teile dein Feedback oder deine Erfahrungen sehr gerne mit deinen Kolleginnen und Kollegen: Nutze dazu einfach die Kommentarfunktion unten auf dieser Seite!
Kommen wir nun zum zweiten Teil. Dieses Mal geht es um Digitalisate gegenständlicher Quellen – mit der WebApp Den Dingen auf der Spur.
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Dingen auf der Spur | Arbeit mit gegenständlichen Quellen
Ganz im Sinne meiner „5-Minuten-Anregungen“ für unseren Geschichtsunterricht mache ich es nun kurz, damit du die WebApp gleich auch ausprobieren kannst – denn sie lohnt sich sehr aus meiner Sicht für den Einsatz in unserem Fach Geschichte! Es geht um Dingen auf der Spur.
Mit der WebApp handelt es sich um eine interaktiv zugängliche Sammlung digitalisierter gegenständlicher Quellen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Sachsenhausen, deren Außenlagern sowie von den sogenannten „Todesmärschen“.
Die browserbasierte App ist für den Einsatz auf Smartphones optimiert, kann aber auch auf Tablets oder am Desktop-PC verwendet werden.
Die Quellensammlung ist in einem gemeinsamen Digitalisierungsprojekt der Gedenkstätten Buchenwald und Sachsenhausen entstanden und richtet sich ausdrücklich an Schülerinnen und Schüler.
Gedacht ist die App zwar für den unterrichtlichen Einsatz vor einem Besuch einer der Gedenkstätten, doch du kannst sie auch unabhängig davon einsetzen. In meinem sogenannten „Steckbrief“ zur WebApp im Kurs Online-Angebote für den Nationalsozialismus in der Akademie | Geschichte 21, dem Online-Fortbildungsportal für unseren Geschichtsunterricht, gebe ich dir dazu unterrichtliche Hinweise.
Probiere die WebApp Dingen auf der Spur auf jeden Fall einmal aus! Ich bin gespannt auf deine Rückmeldungen oder Fragen! Teile sie sehr gerne mit deinen Kolleginnen und Kollegen und mir unten auf der Seite mittels der Kommentarfunktion.
Shownotes | Links
- Registriere dich mit deiner besten Email-Adresse für das Flugblatt | Geschichte 21 mit den beliebten „5-Minuten-Tipps“ für deinen Geschichtsunterricht.
- Zum Weiterlesen: Thorsten Heese (2007). Vergangenheit „begreifen“. Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht, Frankfurt a.M.: Wochenschau Verlag.
- Die in dieser Folge vorgestellte gegenständliche Quelle findest du in meinem Blogbeitrag auf Geschichte 21 zu Einstiegen in ein neues Schuljahr abgebildet.
- Dingen auf der Spur: Die WebApp zu gegenständlichen Quellen aus NS-Konzentrationslagern
- Weitere Anregungen zu Dingen auf der Spur in der Akademie | Geschichte 21
Autor: Utz Klöppelt
Hier schreibt dein Kollege – mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik, Gründer von Geschichte 21.
Ich helfe Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern dabei, ihren Geschichtsunterricht noch besser zu machen!
Auf meinem Blog Geschichte 21 und in meinem Flugblatt | Geschichte 21, dem Newsletter für die 5-Minuten-Tipps für dein Fach Geschichte, erhältst du mindestens zwei Mal pro Woche Anregungen und Hinweise für deinen Unterricht!
Mein geballtes Wissen und meine gesamte Expertise stelle ich dir in meinen beliebten Fortbildungen, Kursen, Workshops und Webinaren in meiner Akademie | Geschichte 21, dem Online-Portal für den Geschichtsunterricht, zur Verfügung! Du kannst die Themen deiner Wahl auf Abruf vertiefen – und mit weiteren Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch kommen!
Dort findest du auch Unterrichtsmaterial zum Download für deinen Geschichtsunterricht.
Abseits von Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht findest du mich u. a. beim Sport (Rudern, Stand-up-Paddling und Basketball) sowie beim Lesen von vorwiegend amerikanischer Literatur!
Bildnachweise
- Beitragsbild: Podcastcover © Utz Klöppelt – Akademie | Geschichte 21.
- Porträt Utz Klöppelt © Utz Klöppelt – Akademie | Geschichte 21.
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