Anlässlich des Angriffskrieges der Russländischen Föderation gegen die Ukraine rückt einmal mehr das Bedürfnis, die Geschichte kriegs- und krisengeschüttelter Regionen zu erarbeiten, in den Fokus. Wie können wir diesem Wunsch nach Orientierung und Thematisierung gerecht werden? Sollten wir die Ukraine schon jetzt – auch ohne eine (notwendige!) „curriculare Zeitenwende“ – in unserem Geschichtsunterricht thematisieren?
Ja! Denn mit Blick auf die Ukraine haben wir einiges wieder gut zu machen! Starten wir damit auch in unserem Geschichtsunterricht!
Erste Zugänge habe ich für die Nutzerinnen und Nutzer meiner Akademie | Geschichte 21 in einem Kurs zusammengestellt. In diesem Beitrag findest du Auszüge daraus. Du kannst ihn auch – leicht variiert – als Podcast anhören, als 2. Folge des Podcasts | Geschichte 21 – in der Podcast-App deiner Wahl oder hier auf Geschichte 21 unter dem Titel Ukrainische Geschichte im Geschichtsunterricht.
And this also […] has been one of the dark places of the earth.
Joseph Conrad 1994 (1902): 7, Hervorhebung von mir
Diesen Beitrag habe ich für Bildung aktuell. Wir machen Schule (Klöppelt 2023) ergänzt, erweitert und modifiziert. Klicke auf der Startseite der Zeitschrift einfach auf das Cover der Ausgabe 1/2023. Du findest meinen Artikel Ins „Herz der Finsternis“. Die Ukraine im Geschichtsunterricht auf den Seiten 8-12.
Video zum Artikel
In diesem Video gebe ich dir einen Überblick über den Inhalt dieses Blogartikels und erläutere fünf Anregungen zur Thematisierung der Geschichte der Ukraine in unserem Geschichtsunterricht:
Shownotes zum Video
- Im Kurs Die Ukraine im Geschichtsunterricht gebe ich dir in meiner Akademie | Geschichte 21, dem Online-Fortbildungsportal für unser Fach Geschichte, vertiefende unterrichtliche Anregungen und schlage dir weitere Aspekte ukrainischer Geschichte vor, die in unseren Unterricht integriert werden können.
- In einer Ausgabe der Zeitschrift Bildung aktuell. Wir machen Schule (1/2023 – klicke auf die Ausgabe und blättere vor bis Seite 8) findest du weitere Anregungen von mir zum Thema.
- Im Abschnitt zum Holocaust und der Ukraine gebe ich dir den Hinweis auf den Blogbeitrag zum Zusammenhang von Zwangsarbeit, Deportation, Partisanenkrieg und Kriegswirtschaft.
- mein Tipp zu einem fächerverbindenden Zugang (Musik und Geschichte) mit dem historischen Lied Bella Ciao
Ins Herz der Finsternis
Mit obig zitierten Worten lässt Józef Teodor Konrad Korzeniowski, alias Joseph Conrad, 1857 im russischen Herrschaftsbereich der heutigen Ukraine von polnischen Eltern geboren, den Seefahrer Marlow in Heart of Darkness (1899) seine Erzählung zu Gräueln von Imperialismus und Kolonialismus in Afrika einleiten.
Welche Worte werden ukrainische oder ggf. auch freie russländische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Zukunft wohl für Erzählungen zur Ukraine wählen? Eines ist sicher: Die Ukraine muss spätestens seit Ende Februar 2022 auch als einer der „dark places of the earth“, deren Bevölkerung unter Krisen, Kriegen und Katastrophen gelitten hat und leidet, in unser historisches Bewusstsein rücken – zumal die Pläne und Verbrechen der Nationalsozialisten mit Blick auf die Ukraine in unserem kollektiven Gedächtnis kaum einen Platz haben, wenn sie ihn je gehabt haben, zumal wir uns der historischen Verantwortung in dieser Hinsicht öffentlich lange Zeit so gut wie nicht gestellt haben.
Denn das heutige Staatsgebiet der Ukraine gehörte im 20. Jahrhundert zu den blutigsten Regionen Europas (vgl. Snyder 2011) – u. a. zwischen den Diktatoren Stalin und Hitler, gezeichnet von Krieg, den Konsequenzen der „Lebensraum“-Ideologie, Imperialismus, Kolonialismus und den Folgen kommunistischer Ideologie bei gleichzeitigem Ringen um ukrainische Nationalstaatsbildung.
Wie aber können wir Aspekte ukrainischer Geschichte im Rahmen unserer curricularen Vorgaben in den Geschichtsunterricht integrieren? Bevor ich dir unten Hinweise zu möglichen Zugängen, nur vignettenartig als erste Anknüpfungspunkte gedacht, gebe, setze dich zunächst kurz mit der Frage auseinander, warum wir ukrainische Geschichte unbedingt in unseren Geschichtsunterricht integrieren sollten.
Vertiefungen und Ergänzungen dazu findest du auch in der Akademie | Geschichte 21, dem Online-Fortbildungsportal für unseren Geschichtsunterricht.
Warum wir die Ukraine im Fach Geschichte thematisieren sollten
Starten wir unsere Überlegungen mit einer sehr diskussionswürdigen „externen“ Perspektive auf das (historische) Verhältnis Deutschlands zur Ukraine sowie unsere Geschichts- und Erinnerungskultur, um, wie oben behauptet, deutlich zu machen, dass wir der Ukraine etwas schuldig sind, auch in unserem Geschichtsunterricht!
Auch wenn einige Thesen des amerikanischen Historikers Timothy Snyder etwas überspitzt daherkommen: Seine Sicht auf das deutsch-russländische sowie das deutsch-ukrainische Verhältnis im Zusammenhang mit dem Überfall der Russländischen Föderation auf die Ukraine ist hörenswert. Er führt sie in seiner Abschlussvorlesung der Vorlesungsreihe The Making of Modern Ukraine aus (Snyder 2022).
Darin behauptet er nicht mehr und nicht weniger, als dass Deutschland zu Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine (2022) u. a. deswegen zögerlich mit der Unterstützung der Ukraine war, da es das eigene Verhältnis zur Ukraine nicht angemessen erinnert (hat), beispielsweise den Überfall u. a. auf den ukrainischen Teil der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg und all das, was damit zusammenhing.
Höre dir seine Ausführungen dazu (ab Minute 9:23 bis Minute 36:30, sh. Video unten) an und lass seine Thesen – etwa nach einer Unterrichtsreihe zum Holocaust und zum Krieg im Osten – von deinen Schülerinnen und Schülern diskutieren:
Um es hier nur kurz anzureißen: Snyder behauptet, dass „die Deutschen“ – und damit meint er vor allem die öffentliche deutsche Erinnerungs- und Geschichtskultur – Osteuropa und damit auch die Region der heutigen Ukraine mehr oder weniger ausgeblendet hätten. Dies und weitere Gründe hätten dazu geführt, dass die russländische Aggression gegen die Ukraine, die spätestens ab 2014 mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim hätte offensichtlich sein müssen, allem Anschein nach nicht allzu ernst genommen wurde.
In diesem Zusammenhang macht es meines Erachtens daher vor allem Sinn, insbesondere die Geschichte des Holocausts und des Krieges im Osten anders zu thematisieren als wir (und auch unsere Schulbuchautorinnen und -autoren) es bislang gewohnt waren.
Werfen wir nun aber einen Blick auf einige mögliche „Knotenpunkte“ (vgl. Kusber 2022: 44) bzw. Anknüpfungspunkte mit ukrainischer Geschichte, die für unseren derzeitigen und zukünftigen Geschichtsunterricht relevant sein dürften.
Unterrichtliche Anknüpfungspunkte zur ukrainischen Geschichte
Nations- und Staatsbildung
Auch wenn mit der Ukrainischen Revolution (1917-1921) und dem Versuch einer Nationalstaatsbildung ein historisches Erbe und ein nationaler Bezugspunkt geschaffen war, auf den sich die Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion ab 1989/90 berufen konnte: Nach der gescheiterten Staatsbildung Anfang der 1920er-Jahre war die Ukraine eine der größten Nationen Europas ohne eigenen Staat (vgl. Kappeler 2022: 45).
Das Ringen um die Bildung eines Nationalstaats lässt sich komparativ als Fallbeispiel thematisieren: deutsche Nations- und Staatsbildung vs. eingehegte ukrainische Nationsbildung im Russischen Reich im 19. Jahrhundert und (gescheiterte) Versuche einer Staatsbildung während der Ukrainischen Revolution.
Holodomor
In der Sowjetunion verschwiegen, hierzulande bis zur Aussprache im Deutschen Bundestag am 30.11.2022 lange Zeit kaum wahrgenommen, in der heutigen Ukraine aber zentraler Topos der Erinnerung: Nebst Thematisierung der NS-Diktatur ließe sich – über einen Einstieg zur Bedeutung des Holodomor für das heutige ukrainische Selbstverständnis – ein Exkurs herstellen zur Diktatur Stalins bzw. zu den Folgen der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft, nach der in der Ukrainischen Sowjetrepublik 1932/33 ca. 3,5 Millionen Menschen an Hunger bzw. dessen Folgen starben.
Holocaust
Während viele unserer Schülerinnen und Schüler den Holocaust v. a. mit den Morden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern assoziieren, spielen Verfolgung, Deportation und Ermordung der europäischen Juden durch Wehrmacht, SS, SD und Kollaborateure in den besetzten Gebieten eher eine Nebenrolle im historischen Bewusstsein. Bekannt dürfte einigen inzwischen jedoch das Massaker von Babij Jar bei Kiew sein, bei dem Ende September 1941 ca. 33.000 Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Mittels des Online-Portals Die Quellen sprechen, das ich dir in diesem Blogbeitrag vorstelle, lässt sich Material aus unterschiedlichen Perspektiven dazu finden.
Du kannst mit deinen Schülerinnen und Schülern auch die Gedenkrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier interpretieren. Er hielt sie anlässlich des 80. Jahrestages der Massenmorde von Babij Jar am 6. Oktober 2021 in Kiew.
Weitgehend unbekannt ist übrigens die Geschichte des „Gärtnerei- und Pflanzenzuchtkommandos“, einer landwirtschaftlichen Versuchsstation als Nebenlager von Auschwitz-Birkenau, im Zusammenhang mit dem Anbau von Pflanzenkautschuk für militärische Zwecke in der Ukraine. In einem weiteren Blogbeitrag auf Geschichte 21 gebe ich dir fachliche Hinweise und eine didaktische Anregung zum Fallbeispiel zu (landwirtschaftlicher) Kolonisation, Zwangsarbeit und Partisanenkrieg in der Ukraine.
De-Konstruktion von Geschichtspolitik
Der gegenwärtige Krieg gegen die Ukraine wird auch auf dem Feld der Geschichtspolitik geführt. Klaus Gestwa (2021) bspw. nennt Putin einen „Cliotherapeuten“ für die russländische Bevölkerung. Putin führt einen geschichtspolitischen Kampf, indem er ukrainisch-russische Geschichte usurpiert, propagandistisch verzerrt und ein Geschichtsbild konstruiert, das in unserem Unterricht einer Kritik zugeführt werden sollte.
In einem Video vom 23. Februar 2023, ungefähr ein Jahr nach Beginn des russländischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, entlarvt Klaus Gestwa acht Behauptungen über den Krieg in der Ukraine. Putins Geschichtspolitik sowie die Behauptung, die Ukraine gehöre historisch gesehen zu Russland, entlarvt er im dritten Kapitel (bis Minute 13:38):
Fächerverbindung Musik – Geschichte
Ob fächerverbindend, für eine Vertretungsstunde oder zur Thematisierung von Selbst- und Fremdbildern, das historische Lied Bella Ciao hat (wieder) Ukraine-Bezüge: Von der Klezmer-Version des in Odessa geborenen Mishka Ziganoff (1889-1967), über das Partisanenlied im Zweiten Weltkrieg bis hin Bella Ciao, gesungen von Protestierenden auf dem (Euro-)Maidan in Kyjiw im Winter 2013/14 (vgl. Loznitsa 2014), und zu Ukrainische Wut (Khrystyna Solovij, März 2022) – ob im Längsschnitt oder nur als Vergleich zweier Versionen: Zumindest die neue ukrainische Version von Solovij (März 2022) bietet sich u. a. zur Analyse und Kritik von Selbst- und Fremdbildern an.
Material zum Download für deinen Unterricht findest du im Kurs zu Bella Ciao in meiner Akademie | Geschichte 21, dem Fortbildungsportal für dein Fach Geschichte:
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Implizite Gegenwartsbezüge
Ohne ukrainische Geschichte direkt zu bearbeiten, können wir anlässlich des von Putin befohlenen Krieges auch implizite Gegenwartsbezüge herstellen. Im Rahmen einer Unterrichtsreihe zur Weimarer Republik etwa ließen sich Einschränkung und Ächtung des Rechts auf einen Angriffskrieg in der Satzung des Völkerbundes und im Briand-Kollegg-Pakt mit dem angestrebten Verzicht auf das ius ad bellum, auf das Recht auf Krieg als Mittel politischer Ziele, thematisieren.
Brauchen wir eine „curriculare Zeitenwende“?
Mit Blick auf diese Vignetten unterrichtlicher Anregungen wird klar: Es bedarf nicht gleich einer curricularen „Zeitenwende“, um ukrainische Geschichte in unseren Unterricht zu integrieren. Doch vielleicht wird u. a. auch einmal der Krieg gegen die Ukraine zum Anlass genommen, darüber nachzudenken, wie ein „zeitgemäßes“ Curriculum aussehen könnte, das nicht zeitgeschichtliche „Analphabetinnen und Analphabeten“ aus der Schule oder dem Abitur entlässt.
Hoffen wir zumindest, dass ukrainische, deutsche und – eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages in einem freien Land geboren – russländische Schülerinnen und Schüler in einem Austausch möglichst bald an den Schulen ihrer jeweiligen Heimatstädte mit deutschen, ukrainischen und russländischen Geschichtslehrkräften im Austausch Geschichtsbilder und historische Beziehungen miteinander bearbeiten, kritisieren und diskutieren können, dass Schriftstellerinnen und Schriftsteller frei Krieg und Geschichte zum Thema machen können, sich Leid oder Verantwortung mit Blick auf den derzeitigen „dark place of the earth“ stellen können, ohne Verfolgung oder gar Hinrichtung ausgesetzt zu sein.
Wenn dir diese Anregungen gefallen haben, dann sichere dir auch den Zugang zum dazu gehörigen Kurs inklusive Zugang zu allen anderen Inhalten und Funktionen meiner Akademie | Geschichte 21, dem Online-Fortbildungsportal für den Geschichtsunterricht!
Autor: Utz Klöppelt
Hier schreibt dein Kollege – mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik, Gründer von Geschichte 21.
Ich helfe Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern dabei, ihren Geschichtsunterricht noch besser zu machen!
Auf meinem Blog Geschichte 21 und in meinem Flugblatt | Geschichte 21, dem Newsletter für die 5-Minuten-Tipps für dein Fach Geschichte, erhältst du mindestens zwei Mal pro Woche Anregungen und Hinweise für deinen Unterricht!
Mein geballtes Wissen und meine gesamte Expertise stelle ich dir in meinen beliebten Fortbildungen, Kursen, Workshops, einem plattform-internen Podcast und Webinaraufzeichnungen in meiner Akademie | Geschichte 21, dem Online-Portal für den Geschichtsunterricht, zur Verfügung! Du kannst die Themen deiner Wahl dort auf Abruf vertiefen!
Dort findest du auch Unterrichtsmaterial zum Download für deinen Geschichtsunterricht.
Abseits von Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht findest du mich u. a. beim Sport (Rudern, Stand-up-Paddling und Basketball) sowie beim Lesen von vorwiegend amerikanischer Literatur!
Bildnachweise
- Beitragsbild: The Flag of Ukraine © Trey Musk von Pexels via Canva Pro, Collage: Utz Klöppelt – Akademie | Geschichte 21.
- Gedenkmünze der Ukraine. 2005 © Von cgb – http://www.cgb.fr/ukraine-5-hryven-commemoration-de-holodmor-grande-famine-de-1932-1933-2007,fwo_199719,a.html, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29703485 (Alle zuletzt aufgerufen a, 15.12.2022).
- Titelseite des Kurses zu Bella Ciao © Utz Klöppelt, Akademie | Geschichte 21
Literatur und Videohinweise
- Joseph Conrad (1994). Heart of Darkness, Erstausgabe 1902, hier zit. nach London: Penguin Books; 1994.
- Klaus Gestwa (2021). „Putin, der Cliotherapeut. Überdosis an Geschichte und politisierte Erinnerungskonflikte in Osteuropa“, Neue Politische Literatur 67, 15-53 (2022), am 17.12.2021 veröffentlicht auf URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s42520-021-00403-w (Zuletzt aufgerufen am 11.12.2022).
- Klaus Gestwa (2023). Thesencheck: Diese 8 Behauptungen über den Krieg in der Ukraine sind falsch, Universität Tübingen, Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, YouTube, 23.02.2023, URL: https://youtu.be/6GqWDhHzRdo?t=412 (Zuletzt aufgerufen: 27.03.2023).
- Andreas Kappeler (2022). Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 3. Aufl. München: C. H. Beck.
- Utz Klöppelt (2023). „Ins ‚Herz der Finsternis‘. Die Ukraine im Geschichtsunterricht“, Bildung aktuell 1/2023, 8-12, URL: https://phv-nrw.de/leistungen-service/bildung-aktuell/ (Zuletzt aufgerufen: 4.3.2023).
- Jan Kusber (2022). „Russlands Krieg gegen die Ukraine. Eine historische Einordnung“, geschichte für heute 4/2022, 43-56.
- Sergei Loznitsa (Regie und Drehbuch – Ukraine, Niederlande 2014). Maydan, 134 Minuten, publiziert von der Bundeszentrale für politische Bildung, Version von Bella Ciao: Minute 44:32 bis 47:30, URL: https://www.bpb.de/mediathek/video/507960/maidan/ (Zuletzt aufgerufen: 25.6.2023).
- Timothy Snyder (2011). Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin, Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.
- Timothy Snyder (2022). „Class 23: the Colonial, the Post-Colonial, the Global“, URL: https://www.youtube.com/watch?v=nLfFmYWjHtc&list=PLh9mgdi4rNewfxO7LhBoz_1Mx1MaO6sw_&index=24, in: The Making of Modern Ukraine, YaleCourses auf YouTube, URL: https://www.youtube.com/playlist?list=PLh9mgdi4rNewfxO7LhBoz_1Mx1MaO6sw_ (Zuletzt aufgerufen: 12.12.2022).
- Khrystyna Soloviy (2022a). Khrystyna Soloviy – Ukrainische Wut [+Deutsche Untertitel] (Bella Ciao Cover), auf: YouTube, 6.3.2022, URL: https://www.youtube.com/watch?v=PqVCQEthhOU (Zuletzt aufgerufen: 13.12.2022).
Kristina Pietukhova
Guten Tag Herr Klöppelt,
vielen Dank für Ihre Initiative! Es bedeutet wirklich viel für alle Ukrainern*in, dass auch die Ukrainische Stimme gehört wird und noch nur die Stimme über die Ukraine aus Moskau. Ich hätte zu den ausgewählten Themen eine Anmerkung: ich finde, das dass Thema Nationalstaatsbildung besonders interessant seien könnte, da es eigentlich ein der größten Anknüpfungspunkten zwischen Ukrainische Geschichte und Deutschland ist: Deutschland war eine der ersten Ländern die Ukraine anerkannt hat („Brotfrieden“), der Pavlo Skoropadskyi zog mit Deutschen aus der Ukraine aus und lebte hier bis er 1945 nach einem Sowjetischen Angriff starb (begraben im Oberstdorf) und letztendlich die Staatenlose «Regierung des Ukrainisches Volksrepublik im Exil” befand sich seit 1946 über dreißig Jahren lang in München (deswegen gibt es vermutlich auch die Ukrainische Katholische Kirche sowie der Freier Ukrainischer Universität in München) , nach 1976 in USA, und existierte zumindest formal bis die heutige Ukraine 1992 als Nachfolger erklärt wurde. Aktuell, erleben wir die fünfte Welle Ukrainischer Migration: erste im 19 Jahrhundert (Ukrainer aus Galizien als Arbeiter im Ruhrgebiet), zweite – nach 1918 als Ukrainische Volksrepublik von Sowjetunion okkupiert wurde, dritte im 1939 – als der Teil der Ukraine, die sich nach Ukrainisch-Polnischer Krieg unter Polen befand annektiert wurde, vierte – 1945 – Tausende von Ukrainer aus Arbeitslager die sich für Staatenlose erklärt haben, da die Bezeichnung “Ukrainer” einfach nicht zur Verfügung stand und für eigene Identität in Deutschland gekämpft haben, und die fünfte jetzt. Die Geschichte ist weniger als hundert Jahren alt und dennoch ganz unbekannt, denn genau wie in dem Holodomor durfte man zur Zeiten von Sowjetunion darüber nicht wirklich sprechen. Vielleicht wäre es an der Zeit das zu korrigieren?
Und wenn jemand Interesse an richtig alte Geschichte der Ukraine hat, die noch nicht von Sowjetsystem oder von Peter dem Großen angepasst wurde, kann ich empfehlen nach dem Buch von Johann-Christian von Engel von 1796 “ Geschichte der Ukraine u. der ukrainischen Kosaken, wie auch der Königreiche Halitsch u. Wladimir.” zu suchen (natürlich ist eine Kopie gemeint, der Original sollte sich in einem Museum in Wien befinden).
mit freundlichen Grüßen,
Utz Klöppelt
Guten Tag, Frau Pietukhova,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die interessanten Hinweise!
Beste Grüße
Utz Klöppelt